Die Geschichte vom Betamax - Videoformat


Betamax ist ein von Sony im Jahre 1975 mit dem Rekorder SL-6300 erstmalig vorgestelltes Videoformat für den  Heimbedarf. Es kam zunächst in Japan und den USA heraus und wurde am 5.April 1978 von Akio Morita, Mitbegründer und Chairman der Sony Corp.,Tokio in Deutschland (Düsseldorf)
in der PAL Version vorgestellt. Erstes legendäres Modell war die  TV/Betakombination LV-1901. Der erste erschienene externe eigenständige Betarekorder war der SL-7200. Erste NTSC-Rekorder waren sogenannte "Ein-Stunden-Rekorder". Am 21.März 1977 wurde in Japan das "Zweistunden-Modell" SL-8100 präsentiert und etwa zur gleichen Zeit auch in den USA. Neben Sony, dem Entwickler, hatten sich Toshiba und Sanyo dem Format angeschlossen; so entstand der Begriff "Beta-Format" etwa analog zur Gattungsbezeichnung VCR in Europa unter Philips-Führung.


 Sony LV-1901 (1975)


Sony gelang es ferner, den derzeitigen amerikanischen Farbfernsehproduzenten Nr.1, Zenith, zur Übernahme vom Beta-Format zu bewegen. Ab Herbst 1977 stellte Zenith diese Gerätefamilie nach Sony-Lizenzen selbst her. Timelife Inc., Paramount Pictures und etwa zwanzig kleinere Firmen der Unterhaltungsindustrie boten 1977 bereits mehr als 5000 Programmtitel als bespielte Betamax-Kassetten an. Auch hatte Sony über eine befreundete amerikanische Firma einen Dienst aufgezogen, um Super-8-Amateurfilme auf Betamax-Kassetten zu überspielen; 16 Filmrollen passen bequem auf eine Einstunden-Betamax-Kassette. In den USA verlangten 1977 die drei genannten Firmen 985$ (rd. 2310DM/1155€), in Japan kostete das gleiche Gerät 255000 Yen (rd. 2179DM/1089€).


 Zenith Betamaxrekorder


Hinzu kommt die Hf-Einheit mit 13000 Yen (rd.110DM/55€) und wenn gewünscht die derzeit noch lange nicht serienmäßige Schaltuhr mit 10000 Yen (85DM/42€). Ebenso wie bei der derzeit aktuellen 2-Stunden-Version  des VCR-Gerätes spielt die bisherige Einstunden-Kassette die doppelte Zeit. Mit dem ersten Zweistunden-Rekorder SL-8100 brachte Sony auch zwei neue Kassetten heraus: Die L-500 für eine oder zwei Stunden (je nach Gerät), und die L-250 für 30 oder 60 Minuten. Sony achtete auf Abwärtskompatibilität: Durch Umlegen eines Schalters spielt die Maschine eine oder zwei Stunden. Beim Einlegen einer bespielten Kassette wurde der Kassettentyp automatisch ermittelt und eingestellt. Philips reagierte derzeit mit dem ersten Zweistunden-VCR-Gerät VCR 4000. -

Bei Betamax sind die Kassetten kleiner als die von vergleichbaren Videoformaten wie VHS oder Video2000 das enthaltene Band hat jedoch die gleiche Breite (12,7mm). Aufgrund des kleineren Kassettengehäuses beläuft sich die maximale Spiellänge eines Bandes auf 215 Minuten (L-830 Kassette).


 Sony Schaltuhr (1976)


 Sony SL-6300
 

 Liste erhältlicher Kassetten
L-125   30 min
L-250   65 min.
L-370   95 min.
L-500  130 min
L-750  195 min.
L-830  215 min.
  Betakassetten versch. Spiellängen

Betamax war den später erschienenen Videoformaten VHS, Video2000 und VCR in einiger Hinsicht überlegen. Schon die ersten Rekorder boten satte Farben und ein scharfes Bild. Auch in Punkto Ausstattung hatten die Rekorder schon einige Innovationen zu bieten, die teilweise erst wesendlich später auch bei anderen Systemen eingeführt wurden. Beispielsweise war es erstmals beim Sony SL-8080 (1979) möglich, Bandstellen zu markieren und gezielt anzuspielen (Indexmarkierung / Automatic Program Search (APS). Der später (1983) erschienene SL-C9 vereint Features wie Stereoton, Rauschunterdrückung, Mehrfachtimer, Bildsuchlauf, aufwendige Zeitlupenfunktionen, Bandrestanzeige, APS und vieles mehr. Besonders beachtlich war die Anschlussmöglichkeit eines PCM-Digital-Audio-Processor, der den Ton digitalisiert bevor er auf der Kassette mit aufgezeichnet wird was brillanten Stereoton in CD Qualität ermöglicht.

  Sony Dynamicron L-750 Kassette

Technisches Vorbild für Betamax war das ebenfalls von Sony entwickelte Semi-Professionelle Videoformat "U-Matic", für das Sony 1976 den Emmy-Award der National Academy of Television Arts and sciences erhielt. Wie U-matic verwendet Betamax das "U-Loading"-System.

Sony entwickelte 1983 den kleinsten tragbaren Videorekorder (SL-F1). Aufgrund der kompakten Kassettenausmaße hatten andere Videoformate keine Chance dies zu über- bzw. zu unterbieten.

  U-Loading System

Betamax zeichnet generell mit einer Horizontalauflösung von 260 Zeilen, im SuperBeta-Pro-Mode sogar mit 280 Zeilen auf. Zum Vergleich: VHS verwendet lediglich 240 Zeilen. Um den "Konkurrenzformaten" auch bezüglich der Laufzeiten überlegen zu sein erschienen Kassettenwechsler für die Modelle SL-C7 und SL-C9 die das Bespielen/Abspielen von bis zu 4 Kassetten in Folge (mit 15 Sekunden Unterbrechung beim Wechsel) ermöglichen. Für den Urlaub eine tolle Sache wenn man seine Lieblingsserie nicht versäumen will.

  Motor des SL-F1

Wer weder in Punkto Spielzeit noch in Punkto Bild-/Tonqualität Einbußen hinnehmen wollte, der war (und ist) mit dem Betaformat sehr gut bedient. VHS versuchte die höheren Laufzeiten durch Longplay zu erhöhen. Doch abgesehen von den massiven Qualitätseinbussen durch die verminderte Bandlaufgeschwindigkeit kam VHS nicht einmal ansatzweise an Spielzeiten über 14 Stunden am Stück. Anders bei Video2000.

  Chassis des SL-F1

Hier hatte eine Kassette eine Spielzeit bis zu 8 Stunden. Nachteil ist, dass die Kassette von Hand umgedreht werden muss. Da Video2000 auch ein Halbzoll-Band verwendete, blieb für eine Seite nur ein viertel Zoll übrig. Die Minderung der Breite des Bandes bringt logischerweise eine schlechtere Qualität mit sich. Einziger Nachteil bei den ersten PAL-Betamax-Rekordern ist die im Vergleich zu VHS und Video2000 schlechtere Tonqualität. Die Bandgeschwindigkeit von Betamax ist etwas langsamer als bei VHS/Video2000.Dieses Problem wurde durch Einführung der Rauschunterdrückung BNR (Beta Noise Reduction) behoben.

  Kopftrommel
   
   
   

Diese wurde erstmals in den Sony SL-C6ES eingebaut. Nachfolgend erschiene Rekorder, bei denen die Bezeichnung mit SL-HF "beginnt", hatten bereits HIFI Ton. Als einer der Besten Rekorder in Punkto Ton zählt der Sony SL-HF100ES.

   

Der 1985  erstmals erschienene Sony SL-HF950ES vereint nicht alle nur wünschenswerten Features sondern führte auch den "SuperBetaPro"-Mode ein, der sich jedoch nur unter Verwendung von hochwertigen Bändern verwenden lässt. Die enorm gute Bildqualität und der exzellente HIFI-Ton lassen trotz des Alters heute noch so manchen S-VHS Rekorder alt aussehen. Alles in allem hat das Sony Betamax-Videoformat noch heute nicht nur noch seine Anhänger, sondern eine regelrechte Fangemeinde.

 

  Fernbedienung RMT-143 mit JogShuttle

Das unglückliche Marketing, was dazu führte, dass sich Betamax nicht gegenüber VHS durchsetzen konnte bringt noch immer viele Menschen zum Kopfschütteln :-) Aber jeder, der noch heute Betamax verwendet ist stolz darauf. Nicht nur, weil die Rekorder nach über 20 Jahren immer noch tadellos  funktionieren, sondern auch weil sie wissen, dass sie etwas besonderes besitzen.

 
 

Weiterführende Links

Einführung des Stereotons - Betamax VS. VHS
Die ersten HIFI-Videorekorder - Betamax VS. VHS
Der erste Betamaxrekorder LV-1901
Liste aller Sony PAL-Betamax-Videorekorder
Liste aller Sony-Betamax-Videorekorder (NTSC/PAL)
Liste Betamax-Videorekorder verschiedener Hersteller
Betamax Videokameras

 

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